„Die Ampel hat uns den Elfmeter längst hingelegt, wir müssen ihn nur noch reinmachen.“

13. Oktober 2024  DEBATTE / PARTEI

Jan van Aken will Vorsitzender der Partei Die Linke werden. Ob Greenpeace, Vereinte Nationen oder Deutscher Bundestag, die Stationen seines politischen Wirkens zeugen von einem durch und durch politischen Menschen. Unsere Bundessprecherin Julia-C. Stange hat Jan auf einer der Regionalkonferenzen getroffen, auf denen sich die Kandidierenden derzeit vorstellen, und hat mit ihm über seine Beweggründe und Pläne für die Zukunft der Partei gesprochen.

BAG Betrieb & Gewerkschaft: Hallo Jan, danke für das Gespräch. Was hat dich dazu bewegt, dich um den Parteivorsitz zu bewerben? Was treibt dich persönlich an?

Jan van Aken: Ich bin ein durch und durch politischer Mensch – und die aktuelle Entwicklung in Deutschland macht mir Sorgen. Ohne eine starke linke Partei wird das Land immer weiter nach rechts und in den Militarismus rutschen – deshalb ist mir die Stärkung der Linken ein ganz persönlich-politisches Anliegen.

Welche Herausforderungen siehst du derzeit für Die Linke, und wie möchtest du ihnen begegnen?

Zum einen natürlich aus der Talsohle herauszukommen – aber auch die Integration der vielen tausend neuen Mitglieder ist eine echte Herausforderung. Da gibt es sehr viel Energie – die müssen wir aufnehmen. Mittelfristig ist eine der schwierigen Aufgaben wahrscheinlich, auch in der Fläche wieder Kreisverbände zu beleben, die heute kaum noch existent sind.

Zur Einheit der Partei: Wie kannst du sicherstellen, dass die Partei auch in Zeiten interner Konflikte geschlossen und stark auftritt?

Das geht nur durch die Kraft der Überzeugung – und ich spüre heute schon eine ganz andere Bereitschaft auf allen Ebenen der Partei, die Konflikte innen auszutragen und keine öffentlichen Schlammschlachten mehr zu organisieren und dadurch klarer Botschaften vertreten. Die Absplitterung von BSW hat es uns natürlich auch einfacher gemacht.

Wie möchtest du den weiteren Aufbau der Partei unterstützen und vor allem fördern? Es gibt auf landes- und kommunaler Ebene viele Aktive, die gerne Projekte angehen wollen. Oft scheitert es jedoch an Räumlichkeiten. Könnte es hierfür Unterstützung von Bundesebene geben?

Unterstützung für Räumlichkeiten in Form von Geld sehe ich grad nicht – die Finanzlage der Bundespartei ist grad ja mehr als angespannt. Jetzt muss es vor allem darum gehen, die Kreisverbände, die gerade schwächeln, so zu unterstützen, dass sie eine kontinuierliche politische Arbeit sicherstellen können. Und ein zentrales Thema werden Bildungs- und Schulungsangebote sein – da höre ich an der Basis einen großen Bedarf – auch um Neumitglieder dauerhaft zu binden und zu begeistern.

Die Partei muss sich modernisieren. Gleichzeitig muss die sozialistische Grundhaltung erhalten werden. Wie kann das gelingen? Wie sollte der Prozess gestaltet werden?

Hmm – in der Frage klingt ein Widerspruch zwischen modernisieren und sozialistisch mit – das sehe ich so nicht. Wir sind eine sozialistische Partei, das müssen wir aus meiner Sicht auch wieder stärker betonen (und konkretisieren) – das geht aber auch auf modern :-).

Siehst du Die Linke als eine Partei, die aktiv zur Integration beiträgt und deutlicher zu einem Ort wird, an dem Migrant*innen sich gut einbringen können und ihre Interessen vertreten? Also sowas wie die Unterstützung von Arbeitskämpfen gegen Lohndumping, Thema Mindestlohn, Quoten, Übersetzungen oder keine Treffen an wichtigen Feiertagen, wenn wir an weitere Religionen denken. Wie wichtig sind dir die Themen Migration und Integration in deiner politischen Arbeit?

Wir haben bereits eine Planung begonnen, wie wir bei den nächsten innerparteilichen Wahlzyklen einen deutlich höheren Anteil an migrantischen Genossinnen auch für höhere Ämter gewinnen können. Da bin ich weniger für eine Quote und mehr für eine systematische Planung und Ermächtigung.

Wie planst du, die Zusammenarbeit zwischen der Partei und den Gewerkschaften zu gestalten? Welche Bedeutung misst du den Gewerkschaften in der politischen Entscheidungsfindung bei?

Eine große. Die Linke ist ja tatsächlich viel stärker in den Gewerkschaften verankert, als es manchmal von außen den Anschein hat. So viele Gewerkschafts-Aktive sind Mitglied bei uns – das müssen wir noch stärker vernetzen und auch wieder mehr in den Blickpunkt nehmen. Es braucht eine gutes Zusammenspiel zwischen den gewerkschaftlichen Aktivitäten und uns als Partei mit vielen aktiven Mitgliedern und Vertretung in den Parlamenten – immer im klaren Bewusstsein, dass das zwei verschiedene Rollen sind.

Eine abschließende Frage noch zur Zukunft und Notwendigkeit der Partei: Warum wird es immer eine starke Partei Die Linke brauchen und auch geben?

Weil es eine gerechtere und freiere Welt nur geben wird, wenn die Vielen sich organisieren und ihre Interessen gegen das Kapital durchsetzen.

Vielen Dank für das Gespräch Jan. Wir wünschen dir viel Erfolg für den anstehenden Parteitag in Halle und danken dir für deine klaren Perspektiven für Die Linke als eine Partei der Menschenrechte und Arbeiter*innen.

Das Bewerbungsschreiben von Jan findet ihr hier: Kandidatur Jan van Aken


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